Reittherapie mit Hnota

(Leider nicht mehr aktuell, da Hnota altersbedingt über die Regenbogenbrücke galoppiert ist)

Als Gott das Pferd erschaffen hatte, sprach er zu dem prächtigen Geschöpf:
Dich habe ich gemacht ohnegleichen.
Alle Schätze dieser Erde liegen zwischen deinen Augen.
Du sollst fliegen ohne Flügel und siegen ohne Schwert.“
(Koran)

Wer denkt, eine Reittherapie beschränkt sich darauf, das Kind ein paar Runden im Kreis zu führen, der liegt falsch. Die Kinder werden von Anfang bis Ende mit eingebunden. Mit einem ungeputzten Pferd wird nicht gearbeitet! Und es gibt so viele Dinge zu beachten. In Gegenwart der Pferde wird nicht gerannt, gestritten oder geschrien. Mit welcher Bürste kämmt man die Mähne, ohne Haare auszureißen und wie kratzt man Hufe aus? Kann ich dem Tier vertrauen, dass nicht meine Sprache spricht, wie kann ich lenken, bremsen oder sogar Gas geben? Alles das gilt es zu lernen, bevor man Wald und Wiesen mit diesem sanften, starken Wesen unsicher machen darf!

Nachdem unzählige Stunden vergehen, in denen Kind und Pferd sich kennenlernen, das kleine ABC der Kommunikation erarbeiten und an der Longe die Grundlagen zum eigenständigen Reiten gelegt werden ist es an der Zeit für weitere Vertrauensarbeit. Einer unserer Reitjungs ist mittlerweile so weit, dass er keine Longe mehr benötigt. Zum Schutz des sensiblen Pferdemauls haben wir uns dazu entschlossen, dass die Kinder eine weiche, gebisslose Zäumung verwenden sollen.

Gemeinsam mit den Kindern überlegen wir uns Aufgaben, die das bestehende Vertrauen weiter stärken. Sich weit vom Pferderücken beugen, einen Ball von einem Pylon zu greifen und ein paar Meter weiter auf einem anderen wieder ablegen ist nur eins von sehr vielen Spielen.

Oder eine Magnetangel basteln, mit der man geduldig ein altes Hufeisen aus Eimern oder sogar einer Metallgießkanne fischt.

Manche Übungen werden auch spontan abgeändert. In der gemeinsamen Planung sollte das Pferd bewegungslos in der Mitte des Quadrats geparkt werden um dann jeweils einen Ball in die vier um das Team verteilte Eimer zu werfen. Die spontane Abwandlung, die Zügel auf den Pferdehals zu legen, sich umzudrehen, sich dem Pferd ohne jegliche Kontrolle völlig auszuliefern lässt hier das Ausmaß des über die Zeit entstandenen Vertrauens erahnen.

Es ist also an der Zeit für aktivere Spiele, wie zum Beispiel den scheppernden Ritter.
Hierfür haben wir uns eine Lanze gebastelt, an der am hinteren Ende eine lange Schnur befestigt ist. Ziel ist es, die auf dem Platz verteilten Dosen mit der Lanze aufzusammeln und auf das Seil gleiten zu lassen. Setzt sich das Pferd zur nächsten Dose in Bewegung, zieht es laut scheppernde Dosen hinter sich her, was sehr beunruhigend sein kann, wenn das Team sich nicht ausreichend vertraut.

Um im letzten Schritt das Vertrauen zu festigen, stellt sich Hnota ihrer Angstprüfung: dem Ball. Nur wenn beide Teampartner sich aufeinander verlassen und ruhig bleiben, ist diese Übung überhaupt möglich. Ein langer Weg war es, Hnota die Panik vor dem Ball zu nehmen. Umso schöner ist es, dass diese Beiden so gut aufeinander eingespielt sind, dass sie Ponybowling spielen können!

So viel Geduld, Ausdauer und Motivation muss belohnt werden.

Wer einem so schnellen, starken (Flucht-)Tier sein Vertrauen schenkt und konstant bei Wind und Wetter am Ball bleibt, der hat es verdient in einem Affenzahn, breit grinsend über weite Wiesen und durch große Wälder zu flitzen. Ein fantastisches Gefühl, wie man sieht…